Glockeneinholung in der St. Martinskirche Großsteinberg

Katja Goldammer schlägt mit dem alten Klöppel die Glocke zum ersten mal an – ein wunderbarer Klang

Endlich ist es geschafft. Die letzte der drei Glocken, die einmal das Geläut der Kirche ausgemacht haben, ist da. Es war ein steiniger Weg bis dahin.

1428 wurde die erste der drei Schwestern, wie es Rolf Albrecht in der Inschrift der neuen Glocke ausdrückt, gegossen. Die nächste folgte 1503 und die dritte 1685. Und damit verfügte die doch relativ kleine Dorfkirche über ein respektables Geläut.

Bis auch hier die Nationalsozialisten hemmungslos zugriffen. Für den unseligen II. Weltkrieg brauchten sie das Metall zur Rüstung. Frage- und Meldebogen wurden versandt. Die Glocken mussten bis ins Detail beschrieben werden, ehe man sie zerschlug und einschmolz.

Großsteinberg musste schließlich die mittlere und die große abgeben. Am 26. Mai 1942 wurden sie abgeholt. Von da an liegt beider Schicksal im Dunkel. Erst vom Jahre 1946 gibt es wieder Aufzeichnungen. So beschloss der Kirchenvorstand am 16. März 1946 der Neuanschaffung der zwei fehlenden Glocken näher zu treten. Das Gebimmel der einen kleinen Glocke mag den Großsteinbergern in den Ohren wehgetan haben.
Irgendwie ist dann doch die mittlere wieder aufgetaucht, Aufzeichnungen hierrüber liegen nicht vor. Lediglich im „Abkündigungsbuch“ steht folgender Vermerk:
12.9.1948 Gottesdienst, am 19.9.1948 Erntedankfest mit Glockenweihe 9:00 Uhr. Das Vorhaben, das Geläut wieder zu komplettieren, hat man wohl aufgeben müssen.
Beim letzten großen Umbau der Kirche im Jahre 1875 erhielt der Turm seinen Dachreiter. Dazu wurden die Balken des Glockenstuhls verwendet. Die Glocken wurden an Balken aufgehängt, die im Mauerwerk ruhten. 2016 stellte man bei einer Überprüfung fest, dass die Schwingungen diesem arg zusetzten. Es wurden bereits Risse sichtbar. Ein Glockenstuhl musste wieder errichtet werden. Damit wird dann auch das elektrische Läuten möglich, was bisher nicht der Fall war.

Der Kirchenvorstand nutzte die Gelegenheit zu einem neuen Anlauf zur Komplettierung. Und was anfangs als wenig erfolgversprechend aussah, führte in erstaunlich kurzer Zeit zum Ziel. An diesem Erfolg sind viele beteiligt, kleine und große Spender, Handwerker und Unternehmen, freiwillige Helfer. Doch einer war der Motor des Unternehmens: Rolf Albrecht. Ohne seinen Einsatz müsste Großsteinberg sicherlich noch lange auf eine dritte Glocke warten.

Am vergangenen Sonnabend, dem 16. 12.2017, fand nun die Einholung, so lautet der Fachbegriff, statt. In Innsbruck gegossen, von Martin Pluntke abgeholt und im elterlichen Bauerngut untergestellt, wurde sie von Ronny Goldammer schließlich nach einer Ehrenrunde um den Oberteich auf den Kirchhof gefahren. Traktorgespann und Glocke strahlten im Hochglanz.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger hatten sich eingefunden, um der anschließenden Andacht sowie dem Einholen in die Glockenstube beizuwohnen. Für den festlichen Rahmen sorgte der Posaunenchor der Kirchgemeinde Pomßen-Belgershain, wobei Pfarrer Dr. Gramzow abwechselnd als Bläser und als Pfarrer fungierte.

Sobald der Glockenstuhl zur Verfügung steht, die Glocken ihren Platz gefunden haben und Technik für die Uhr und das Läuten installiert ist, erfolgt die Glockenweihe. Dann erst ist alles komplett und die Großsteinberger werden sich an einem schönen Geläut erfreuen können. Fotos: Rolf Langhof